Die Geschichte vom Rekruten D. aus C.
Einfach machen lassen…
Vor ziemlich genau 19 Jahren (in einer Zeit ohne Soldatenberater) gab es einen jungen Mann, der mit einem Zettel in der Hand, Erwartungen im Kopf und Motivation im Herzen was die Laufbahn der Offiziere fordern würde, zu seinem Dienstantritt ins bayerische Bogen unterwegs war. Mit seinen 18 Jahren – frisch fertig mit dem Abitur – war seine Vorfreude riesig und das Interesse an Themen, wie Absicherung, Versicherung, Sparen und Altersvorsorge ziemlich gegen null. Diese Dinge erschienen damals ziemlich unsexy in seinen Augen und das vollkommen zurecht. Aber die Bundeswehr – sein neuer Arbeitgeber – gab als Vorgabe aus: „Wir brauchen einen Nachweis der Pflegepflicht in den nächsten vier Wochen!“ Ein Anruf zuhause mit der Bitte ums Kümmern war schnell gemacht und ein super einfacher Weg für den Rekruten D. Immerhin hatten seine Eltern Erfahrung in diesen Dingen und der Versicherungsvertreter der Familie war auch gleich im Dorf beheimatet. Innerhalb von einer Woche konnte er einen Haken setzen und sich wieder mit den wichtigen Dingen des Soldatenlebens auseinandersetzen – Waffenkunde, Biwak und Formaldienst.
Denkfehler Nummer 1: Sich nicht selbst mit dem Thema auseinandersetzen!
Da gibt es doch was vom Bund…
In der dritten Woche seiner Grundausbildung stand eine Unterrichtung vom „Rahmenvertrag der Bundeswehr“ auf dem Dienstplan. Alle einberufenen Zeitsoldaten mussten daran teilnehmen. Schon wieder rausgezogen aus dem Dienstbetrieb wurde hier 90 Minuten über ein Versicherungsprodukt geschult. Durch den sogenannten Rahmenvertragsbeauftragten wurden dem jungen Rekruten D. allerhand Paragraphen an den Kopf geworfen und es entstand der Eindruck, dass die Bundeswehr den Vertragsabschluss von jedem Teilnehmer fordert. Dazu erwähnte der Verkäufer die Alleinstellung des Produktes und die Unabdingbarkeit dieser Absicherung. Die Soldaten waren alle der Meinung, dass es ja seinen Grund haben muss, warum die Bundeswehr auf diese Unterrichtung besteht.Somit schlossen sie den Vertrag am Ende des Unterrichtes ab. Die spätere Rücksprache mit den Eltern und dem Versicherungsvertreter der Familie brachte auch keine anderen Erkenntnisse. Im Gegenteil – der Versicherungsmensch begrüßte sogar noch die darin enthaltene Rentenversicherung. Auch die Eltern waren stolz, dass sich Rekrut D. ja schon früh mit dem Thema Altersvorsorge auseinandergesetzt hat.
Denkfehler Nummer 2: Keine Vergleiche der Versicherungsangebote einholen!
Da gibt es diesen ehemaligen Soldaten…
Es vergingen die ersten Dienstjahre. Der Rekrut wurde Offizier. Ein Kamerad (im Studium) fragte irgendwann im Nebensatz, wo man denn versichert sei. Man antwortete, man sei beim Rahmenvertrag abgesichert. Es gab den Hinweis, dass extern Beratungsangebote existieren, die besser sind. Man hatte einen unverbindlichen Beratungstermin, wechselte alle Versicherungen und war zufrieden, dass man direkt mit dem neuen Berater – einem ehemaligen Soldaten – abkumpeln konnte. Bei einem Cappuccino über den Dächern der Stadt bestaunte man noch den neuen Sportwagen des sog. Beraters. Der Soldat – studierter Offizier – hatte das Gefühl, hier endlich am Ziel angekommen zu sein. Hier könnte die Geschichte jetzt enden… Tut sie aber nicht!
Eher beiläufig – durch einen Artikel einer Versicherungszeitschrift – kam der Soldat ins Grübeln. Es stand in einem Fachartikel, dass die Form der Altersvorsorge, die der Kamerad beim ehem. Soldaten und Berater vor knapp zwei Jahren eingegangen ist, für die Personengruppe Soldaten gar nicht geeignet sei. Stutzig über diese Zeilen vereinbarte der Soldat nahezu heimlich einen Termin beim Verbraucherschutz in seiner Stadt. Das Stundenhonorar war bezahlbar. Der Verbraucherschützer analysierte die aktuelle Situation knapp und kam zu dem Ergebnis, dass die zu besparende Altersvorsorge wirklich nicht für Soldaten gemacht ist. Ergebnis: Neben Frust über das ausgenutzte Vertrauen entstand ein erheblicher finanzieller Schaden für den Offizier.
Denkfehler Nummer 3: Das Auto des Beraters sagt nix über dessen berufliche Fähigkeiten aus – es ist nur ein Zeichen seines eigenen beruflichen Erfolges!
Was lernen wir daraus?!
„Lernen durch Schmerz gibt es nicht nur bei der Armee, sondern auch in der Finanzdienstleistung!“
Am Anfang steht die Recherche!
Ich kann ein richtig motivierender Typ sein, ich weiß! Aber der Einstieg ist kein Einzelfall. Diese Denkfehler passieren der Masse! Und wenn ich auf die Artikelserie „Würdest du sparen, wenn es sich (wieder) lohnt“ verweisen darf: Wir wollen nicht der Masse folgen! Wir wollen keine Schafe sein!
Handlungsempfehlung Nummer 1
Frag dich selbst, was du von einer Finanzberatung erwartest. Denn darum geht es am Ende. Es geht um die Themen Absicherungsbedarf als Soldat. Es können noch Themen wie Investment, Vermögensaufbau und Altersvorsorge dazukommen. Im Besten Falle entsteht im Gespräch eine Kombination aus:
- Was macht die Bundeswehr bei verschiedenen Themen für mich als Soldat?
- Wo entstehen in den aufgezeigten Bereichen mögliche Versorgungslücken für mich?
- Wie kann ich diese Lücken vernünftig schließen?
Ist dir eine individuelle Beratung, ein maßgeschneidertes Konzept und die damit verbundene intensivere Betreuung wichtig? Oder magst du lieber eine beliebige Beratung, die keinerlei Speziallösungen für dich bereithält. Wenn ja, dann sei auch bitte nicht überrascht, wenn du beliebige Lösungen bekommst.
Wie wichtig ist dir eine persönliche Kunden-Berater-Beziehung? Kannst du nicht damit leben, dass der Berater regelmäßig wechselt? Dann wäre die Bank mit deren Verkäufern nur die zweitbeste Lösung. Allein durch interne Strukturmaßnahmen und Beförderungen ist hier eine dauerhafte Zusammenarbeit schwierig.
Je besser du diese Fragen für dich selbst beantwortest, umso fokussierter kannst du dir einen Beratungstermin setzen!
Handlungsempfehlung Nummer 2
Sei kritisch mit deinen Experten! Egal, ob es der elterliche Rat ist oder der nachgewiesene Finanzprofessor mit dreifachem Abschluss – die Prüfung sollte ähnlich sein. Ok, ok… deine Eltern werden kein wirtschaftliches Interesse in eurer gemeinsamen Beziehung haben, aber meist schließt man von deren eigenen Erfahrungen gleich auf Fachexpertise. Bitte nicht falsch verstehen. Nutzen wir doch den elterlichen Rat als Feedback und Kontrollfunktion. Neben den Zahlen-Daten-Fakten der diversen Berater kann hier ein zweiter Blick hilfreich sein! Nutzen wir diesen doch einfach!
Nagelt eure Experten fest! Die Titel „Soldatenberater“ oder „Spezialist für Soldaten“ sind keine geschützten Begriffe. Jeder darf sie verwenden. Sie sagen erst einmal nichts über Qualität und eigenen Nutzen aus. Man könnte sich auch „Finanzdoktor“ nennen und wäre dann möglicherweise weder Arzt, noch befähigt sich in Finanzen auszukennen. Aber der Titel klingt erstmal geil. (Sorry für die Wortwahl!)
Man muss die richtigen Fragen stellen!
Hier der Prüfkatalog zum Festnageln. Und das bitte schriftlich!!!
1.) Welchen IHK-Status haben Sie aktuell? Wie sind Sie im Vermittlerregister ausgewiesen?
Jeder seriöse Berater muss zu Beginn der Beratung über seinen Status aufklären, damit jeder potentielle Kunde hier schon mal weiß, wen er vor sich hat. Tut er das nicht, dann fragt höflich nach und lasst es euch gegebenenfalls auch zeigen. Die Webseite zur entsprechenden Recherche des Namens ist: Vermittlerregister
Hier geht es dann um die Frage, wie frei ist mein Berater vom Status her. Den Artikel über die verschiedenen Arten von Vermittlern im Finanzbereich findest du HIER. Ist eine Pflichtlektüre! Lesen!
Wer nicht entsprechend aufklärt, hat nicht nur seiner gesetzlichen Pflicht widersprochen, sondern sollte auch deinen ersten zu vergebenden Minuspunkt kassieren!
Und noch einmal bitte festhalten und genau lesen! Es gibt sogar Berater da draußen, die ohne einen Sachkundenachweis (ein offizieller Nachweis entsprechender Qualifikation für den Finanzmarkt) auf Kunden „losgelassen werden“. Das liegt daran, dass sie anstatt Ausbildung eine entsprechende Tätigkeitsdauer in der Finanzdienstleistung nachweisen konnten. Diese sogenannte „Alte-Hasen-Regelung“ ist keine Regel, die dem Verbraucher von Nutzen ist. Schade eigentlich.
2.) Ist Ihnen gegenüber jemand oder ein Unternehmen weisungsbefugt?
Nicht alle unabhängigen Berater sind es in Reinform. Was bedeutet schon Unabhängigkeit? Die Antwort auf so eine Frage wäre relativ unverbindlich und in alle Richtungen offen. Aber nachgefragt, ob jemand von anderen Weisungen entgegennehmen muss, sieht es anders aus. Ist ein Berater nicht frei von Weisungen, dann kann er nie zu 100% eigenverantwortlich Lösungen für dich anbieten. Du hast hier keine Sicherheit, ob die Empfehlung nicht eher dem Interesse einer anderen Person oder einer Unternehmung entspricht.
Die beste Lösung für ein Unternehmen muss nicht immer die beste Lösung für den Kunden sein. Ich wiederhole: Ist einem Berater gegenüber jemand weisungsbefugt, dann prüfe besonders, inwieweit dies seine Arbeit beeinflusst. Wie frei kann dein Berater von seinem Unternehmen entscheiden, wenn er in (finanzieller) Abhängigkeit von diesem steht? Ein Schelm, wer Böses denkt.
3.) Wann haben Sie sich zuletzt weitergebildet und gibt es dafür Nachweise?
Ja, ich habe es auch in den Ohren – lebenslanges Lernen. Wann haben wir das alle zuletzt gehört?! Könnte gar nicht zu lange her sein. Aber in dieser Aufforderung steckt viel Wahrheit drin. Die Finanzbranche ist der wahrscheinlich dynamischste Bereich in der heutigen Gesellschaft. In keiner anderen Branche werden nahezu täglich so viele neue Produkte geschaffen. Es geht um Geld, um Macht und um Einfluss. Da darf es durchaus gestattet sein, dass sich ein Berater regelmäßig fortbildet. Das Angebot ist vielfältig. Webinare bieten nahezu alle Versicherer an. Es gibt Messen, auf denen sich auch andere Kapitalanlagegesellschaften präsentieren. Da wären auch noch berufliche Qualifikationen, die über die aktuelle Mindestforderung des Gesetzgebers hinausgehen. Hat dein Geld nicht auch das Beste an Anlagewissen verdient, was es haben kann?
4.) Können Sie mir Referenzen Ihrer Arbeit zeigen? Wo finde ich Sie im Internet?
Ein Architekt zeigt seine baulichen Kunstwerke. Ein Bäcker zeigt die Brötchen in der Auslage und ein Sportler seine Erfolge bei den Wettbewerben. Selbst du musstest, um als Zeitsoldat angenommen zu werden, mindestens dein Zeugnis mit einreichen. Jeder Amazon-Händler, jeder Artikel hätte die Möglichkeit bewertet zu werden. Wieso tun sich da manche Berater so schwer? Vielleicht liegt es an fehlender Transparenz? Schon einmal versucht deinen Finanzdienstleister zu googeln? Nicht? Dann wäre doch jetzt die Gelegenheit dazu! Es gibt keine logische Begründung wieso jemand im Jahr 2017 nicht im Netz zu finden sein sollte. Keine!
Dazu kommt noch die beste Werbung, die man heutzutage haben kann – die Empfehlung! Eine ehrliche Empfehlung ist eine sehr gute Referenz, die dir Sicherheit geben kann. Zwei oder drei Referenzen sind noch besser! Diese Empfehlungen befreien dich aber nicht von der kritischen Prüfung. Sie sind ein wichtiger Teil des gesamten Prozesses, der dich dazu befähigen soll, den richtigen Soldatenberater zu finden!
Zu guter Letzt…
Der Artikel begann mit einer Geschichte vom Rekruten D. aus C., weißt du noch?! Dieser Rekrut… das war ich. René Drechsel aus Chemnitz. Meine Geschichte hat ein HappyEnd. Aber sie hat mich damals auch verdammt viel Vertrauen und Geld gekostet.
Meine Motivation zu diesem Artikel war meine eigene Geschichte. Eine kleine Warnung an dich da draußen, mein lieber Leser. Sei kritisch! Es gibt verdammt gute Soldatenberater. Es gibt richtig tolle Finanzprodukte. Die Branche kann für jeden Kunden super interessant und vor allem gewinnbringend sein. Versprochen! Doch dazu muss du bereit sein, dich auf das Thema einzulassen.
DANKE!
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